Sanierung und fertig?

Giovanni Trappatonis Satz „Ich habe fertig!“ fand, obwohl grammatikalisch falsch, Eingang in die deutsche Sprache. Fertig war jedoch nur ein Abschnitt, in diesem Fall die Pressekonferenz des FC Bayern nach der Niederlage gegen den FC Schalke 04. Die Arbeit des italienischen Fußballtrainers ging danach noch lange und intensiv weiter.

Bei einer erfolgten Unternehmenssanierung kann es sich ähnlich verhalten. An einem gewissen Punkt verkündet die Geschäftsführung offiziell, dass die Sanierung erfolgreich abgeschlossen wurde. Das Ende der Sanierungsphase bildet vielleicht einen Meilenstein, jedoch keineswegs einen Schlusspunkt, da sich danach eine weitere entscheidende, unterschätzte Phase anschließt. Nach der Sanierung ist man lange noch nicht fertig.

Die Sanierungsberater, Wirtschaftsprüfer und andere externe Experten haben das mittelständische inhabergeführte Unternehmen verlassen und einen Restrukturierungsplan mit einem Maßnahmenpaket hinterlassen. Es wurden schon Entlassungen vorgenommen, Standorte oder Betriebsteile geschlossen und die Krise im Grunde überwunden. Es besteht jetzt dennoch die Gefahr, dass die Geschäftsführung wieder in die alten Muster zurückfällt. In dieser Phase ist es für die nachhaltige Entwicklung sehr wichtig, dass die neuen Strukturen und Konzepte sowie die effizienteren Abläufe im sanierten Unternehmen nicht wieder sukzessive abgeschafft werden. Ein Rückgriff auf die überholten Konzepte wäre der erste Schritt in die nächste und vielleicht auch letzte Krise.

Der Gründer, der Pionier, der Senior war und ist wichtig für das Unternehmen. Die früheren Strategien hatten sicher in der jeweiligen Zeit ihre Berechtigung; jedoch können konjunkturelle bedingte Nachfragerückgänge, unerwarteter Wettbewerb oder Produktinnovationen die Lage völlig verändern. Es ist aber nach einer überwundenen Krise von großer Wichtigkeit, dass der neue Wind genutzt wird. Auch der Stillstand führt auf längere Sicht zu einer Krise. Es werden laufend neue Impulse und Ideen benötigt, die von innen oder auch von außen kommen können.

Das Unternehmen im Mittelstand sollte daher für externe Kapitalgeber, neue Gesellschafter oder auch eine Verstärkung der Geschäftsführung offen sein. Ebenso kann der erneute Einsatz von externen Beratern zur Erfolgskontrolle, Nachjustierung oder Kurskorrektur sinnvoll sein, da diese die aktuelle Situation viel kritischer und distanzierter sehen.

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